Moritz Hey
Warum der russische Winter so kalt ist
Auf Wetterkarten sieht man schon seit geraumer Zeit das Hochdruckgebiet „Lioba" eingezeichnet. Während andere Hochs und Tiefs kommen und gehen, bleibt dieses Hoch stabil über Russland liegen, bewegt sich kaum und löst sich auch nicht auf. Vielleicht haben Sie in diesem Zusammenhang auch schon einmal vom sogenannten „Russlandhoch" oder „Sibirienhoch" gehört. Doch was hat es damit eigentlich auf sich?
Das Russlandhoch tritt jedes Jahr wieder über Eurasien auf, wenn die Temperaturen langsam fallen und bleibt bis in den Frühling erhalten. Der Grund dafür ist, dass Russland ein sehr kontinentales Klima hat. Im Winter kühlen die weiten Landmassen stark aus, weil die Sonnenstrahlen in einem viel flacheren Winkel eintreffen. Die Luft über dem kalten Boden wird in der Folge auch nach und nach kälter und dichter. In den unteren Luftschichten liegt dann kalte, schwere Luft, während über der kalten Luft etwas wärmere, leichtere Luftschichten liegen. Der Luftdruck steigt und ein großes Hochdruckgebiet entsteht. Am Boden liegen dann trockene, kalte Luftmassen und wahre Kälterekorde können aufgestellt werden. So hält das Russlandhoch den Rekord für die kälteste Temperatur (-67,8 °C am 15. Januar 1885 in Verkhoyansk) und den höchsten Luftdruck (1083,8 hPa in Agata am 31. Dezember 1968) auf der Nordhalbkugel.
In Europa hingegen liegt maritimes Klima vor, welches bei uns zu den eher milden Wintern führt, denn die Ozeane funktionieren wie große Wärmespeicher, welche im Winter viel Wärme abgeben. Hinzu kommen Wärmeströmungen in den Ozeanen, wie zum Beispiel der Golfstrom. All diese Effekte sind in Russland einfach wegen der enormen Ausdehnung des Landes und der Distanz zum nächsten Ozean stark abgeschwächt.
Im Sommer kehrt sich der Effekt dann tatsächlich um. Dann liegt über Asien das asiatische Tief, welches entsteht, weil sich die Wüstengegenden Zentralasiens stark aufwärmen und die Luft über ihnen aufzusteigen beginnt. Dadurch entsteht am Boden ein großes Tiefdruckgebiet und Luft strömt von den Seiten her nach, was wiederum eigene Windsysteme und Wetterphänomene nach sich zieht. Das asiatische Tief ist interessanter Weise auch sehr eng mit der Entstehung des Monsuns verknüpft aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr…