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Wetterkapriolen im Alpenraum

Ein Genuatief sorgt im gesamten Alpenraum für ergiebigen Dauerregen, besonders auf der Südseite in Italien und im Schweizerischen Tessin ist Hochwasser vorprogrammiert. Teils werden bis zu 250 Liter pro Quadratmeter berechnet. Auch bei uns im Allgäu regnet es kräftig, die Pegel steigen schnell an. Am Alpenrand sind bis Dienstagabend Regenmengen von 100 bis zu 150 Liter möglich. Im restlichen Alpenvorland, sowie in einem Streifen von Niederbayern bis zum Erzgebirge regnet es weniger stark, doch auch hier sind Regenmengen bis 50 Liter zu erwarten. Das ist andernorts durchaus der Monatsniederschlag.

Die große Menge an Feuchte bekommt das Tief durch das sehr warme Mittelmeer, zudem bleibt das Tief mehrere Tage im Alpenraum „hängen" und regnet sich aus. Hinzu kommen dann die Stauregeneffekte an den Bergen: Die Alpen zwingen die feuchten Luftmassen aufzusteigen und Regenwolken zu bilden. Das Tief wird regelrecht wie ein nasser Schwamm ausgequetscht.

In den Hochalpen sinkt derweil die Schneegrenze deutlich ab, und in den Hochlagen kommen für diese Jahreszeit unüblich hohe Schneemengen zusammen. Auf den höheren Passstraßen ist mit Einschränkungen und Glätte zu rechen. Seit Sonntag sinkt die Schneefallgrenze verbreitet, besonders auf der Nordseite und in den Westalpen bis auf 2000 Meter ab. Nachts schneit es auch noch darunter. Liegen bleibt der Schnee tagsüber aber nur auf über 2000 Metern. Ab Dienstagabend lässt der Schneefall und Regen in den Alpen deutlich nach, und dann schmilzt der Schnee auch in den höheren Lagen wieder. Am Mittwoch bleibt es allerdings in den Ostalpen noch nass, ehe es dort ab Donnerstag deutlich freundlicher wird.

Damit noch nicht genug. Vor dem Temperatursturz und Dauerregen gab es zuvor am Samstag im Rahmen des Luftmassenwechsels kräftige Gewitter in Ober- und Niederbayern – wovor wir und der DWD am Samstag gewarnt haben. Auch wenn es natürlich nicht alle Orte trifft: Bei so viel Energie für Unwetter bleiben nicht alle Orte verschont. Am Alpenrand südlich von München entwickelte sich am Samstagabend eine Superzelle mit kräftigem Hagel. Dieser richtete besonders im Ort Bad Bayersoien immensen Schaden an. Dächer, Photovoltaikanlangen und Autos wurden beschädigt oder zerstört. Im bayerischen Kissing bei Augsburg wurden laut dpa mehrere Menschen aufgrund der gefährlichen Windböen verletzt. Bei solchen Wetterlagen besonders ab dem Nachmittag immer den Himmel und das Regenradar im Blick haben. Das hilft, die Gefahr früher und besser abschätzen zu können in Verbindung mit kurzfristigen, ortsbezogenen Unwetterwarnungen. Oft sind es wenige und entscheidende Minuten, um sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, oder z.B. noch schnell das Auto, wenn möglich, unterzustellen. Wichtig jedoch: Bei starken Hagel niemals ins Freie gehen! Größere Hagelkörner sind massive Eisgeschosse und lebensgefährlich, und treten besonders zu Beginn und plötzlich bei kräftigen Gewittern auf.