Moritz Hey
Warum sind die Vorhersagen grade so schlecht?
Momentan weiß man, wenn man morgens aus dem Haus geht, nicht so recht, was man anziehen soll und der Blick in die Wetter-App oder ins Internet ist eher irreführend. Es regnet, obwohl eigentlich nur eine 10%ige Wahrscheinlichkeit angegeben wurde. Wie kann das sein?
Tatsächlich liegen die mäßig richtigen Vorhersagen am Aprilwetter. Oder eher an der Wetterlage, die im April oft vorliegend ist. Der April ist für das Wetter eine Zeit des Umbruchs. Die Temperaturen steigen generell, gleichzeitig können jedoch immer noch kalte, feuchte Luftmassen aus nördlicher Richtung zu uns gelangen. In dieser chaotischen Wetterlage kommt es häufig dazu, dass instabile Wetterlagen auftreten, kalte Luft also über wärmeren Luftmassen liegt. Dies tritt zum Beispiel auf, wenn kühlere Luftmassen in der Höhe eingeströmt werden, die Luft am Boden allerdings noch warm ist. Dann steigt die warme Luft auf und kühlt sich dabei ab. Weil kalte Luft aber weniger Wasserdampf halten kann, fängt dieser an zu kondensieren und es bilden sich zuerst Wolken. Je nachdem, wie viel Wasserdampf auskondensiert, wachsen die kleinen Tropfen in den Wolken immer weiter an, bis es schließlich anfängt zu regnen. Allgemein bezeichnet man diesen Prozess als „Konvektion" und die Wetterlage, in der dies häufig vorkommt, als „konvektive Wetterlage". Diese liegt häufig in den Wechselphasen im Frühling und Herbst vor. Doch warum haben die Modelle scheinbar solche Schwierigkeiten, die Regenschauer richtig vorherzusagen?
Das Problem ist, dass man nicht genau sagen kann, wo genau nun die warme Luft beginnt, aufzusteigen. Häufig reicht schon eine kleine Auslenkung, wie das Überströmen eines Hügelkammes oder winzige Aufwinde, um die Konvektion in Gang zu bringen. Und dann geht auf einmal alles ganz schnell. Die Modelle können solche sehr lokal auftretenden Phänomene nur schlecht vorhersagen. Schuld daran ist zum einen, dass man ganz einfach nicht die Rechenkapazität hat, an jedem Punkt auf der Welt für jeden Zeitpunkt das Wetter zu bestimmen. Die Modelle bestimmen stattdessen das Wetter an bestimmten Punkten, welche bis zu 25 km auseinanderliegen. An dieses erste Modell sind dann meist noch einmal weitere Programme angeschlossen, welche Mittelwerte bilden, mit Erfahrungswerten vergleichen usw. um eine kleinere Auflösung zu erhalten. Der Abstand zwischen den Punkten des ursprünglichen Modells ist jedoch zu groß, als dass die relativ kleinen Regenschauer genau vorhergesagt werden könnten. Zudem wird ein neuer Modelldurchlauf nur alle 6 Stunden durchgeführt. Unter Umständen hat sich die Wetterlage in der Zeit zwischen den Modellläufen stark geändert.
Interessant ist außerdem, wie die Regenwahrscheinlichkeit berechnet wird: für alle Modellpunkte, die im Vorhersagegebiet liegen, wird betrachtet, ob Niederschlag vorhergesagt wurde. Wenn nun 3 von 10 Modellpunkten Niederschlag errechnet haben, beträgt die Regenwahrscheinlichkeit insgesamt 30%. Je nachdem, wie groß das Vorhersagegebiet ist, welches man betrachtet, kann es durchaus sein, dass man sich in der Nähe eines der Punkte befindet, für die Regen vorhergesagt war, die Wahrscheinlichkeit aber über ein viel größeres Gebiet gemittelt wurde.