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Wenn es Punkte hagelt: Überhöhte Geschwindigkeit bei schlechten Wetterverhältnissen

Überhöhte Geschwindigkeit gehört zu den häufigsten Todesursachen auf deutschen Straßen. Über 40 Prozent der Verkehrstoten sind laut Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur auf zu schnelles Fahren und Selbstüberschätzung zurückzuführen.

Darüber hinaus spielen die Wetterverhältnisse eine wichtige Rolle und schränken die Sicht erheblich ein. Ob Schnee, Regen oder Nebel – die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird hier schon zu einem gefährlichen Risiko.

Auf plötzlichen Wetterumschwung achten

Die Wetterbedingungen sind an die verschiedenen Jahreszeiten geknüpft und fallen mehr oder weniger extrem aus. Gerade in den Übergangsphasen Frühling und Herbst kommt es schneller zu einem unerwarteten Umschwung. Plötzlich reduziert sich die Sicht aufgrund von starkem Nebel auf weniger als 50 Meter. Oder es zieht ein heftiger Platzregen über die Straße hinweg. Im Winter sorgen wiederum Schnee und Glätte für rutschige Straßen, weswegen das Fahrverhalten unbedingt angepasst werden sollte. Neben den Verkehrsregeln der StVO bestimmt nämlich die Wetterlage über eine angemessene Geschwindigkeit. Wer bei starkem Regen geblitzt wird, muss jedoch nicht automatisch ein höheres Bußgeld zahlen. Bei einer Überschreitung bis zu 30 km/h im Ort fallen 80 Euro Bußgeld sowie ein Punkt in Flensburg an. Ab einer Überschreitung von 41 km/h kommt sogar ein Fahrverbot zur Strafe hinzu. Vorausschauendes und vorsichtiges Fahren ist dennoch gefordert.

Gefahren bei überhöhter Geschwindigkeit

Spezielle Wetterverhältnisse und eine eingeschränkte Sicht bestimmen grundsätzlich eine geringere Geschwindigkeit. Nur so kann die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gewährleistet werden. Das vorgeschriebene Geschwindigkeitslimit ist sowohl innerorts als auch außerhalb von Ortschaften stets einzuhalten. Allerdings handelt es sich hierbei um eine zugelassene Höchstgeschwindigkeit und keine Mindestvorgabe. In diesem Rahmen legt der Fahrer allein das Tempo fest und sollte mehrere Faktoren einfließen lassen, wie beispielsweise:

  • Witterung
  • Sichtverhältnisse
  • Beladung des Fahrzeugs
  • Verkehrsaufkommen
  • Gefahrenstellen
  • Zustand der Straße

Ein langsames und vor allem an das Wetter angepasstes Fahren sorgt für mehr Sicherheit und hilft, schwere Unfälle mit Verkehrstoten zu vermeiden. Die volle Geschwindigkeit auch bei Schnee, Hagel oder Nebel auszureizen ist mehr gefährlich und gilt sogar als fahrlässig. Beträgt die Sichtweite unter diesen Bedingungen weniger als 50 Meter, darf die Geschwindigkeit nicht schneller als 50 km/h sein. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass keine geringere Geschwindigkeit über Verkehrszeichen angezeigt wurde. Die Straßenverkehrsordnung hat sogar für Fernfahrer in diesen Bereich weitere Hinweis verankert:

Es ist als Auflage vorzuschreiben, dass die Fahrt bei erheblicher Sichtbehinderung durch Nebel, Schneefall oder Regen oder bei Schneeglätte, Schneematsch, Eis, Reifglätte oder Glatteis zu unterbrechen und der nächstgelegene geeignete Platz zum Parken aufzusuchen und das Fahrzeug zu sichern ist.

Extremen Wetterverhältnisse führen immer zu anderen Verkehrsbedingungen. Nebelfelder lagern sich gern in einer Senke ab und sorgen für eine sofortige Blindfahrt. Windböen drängen Fahrzeuge aus ihrer Spur, vor allem bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn oder beim Überfahren einer Brücke. Bei Kälte oder abfallenden Temperaturen droht sofortiges Blitzeis und verwandelt die Straße in eine spiegelglatte Eisfläche. Und selbst ein extrem niedriger Sonnenstand schränkt sie Sicht sofort ein. Experten raten hier: sofort die Geschwindigkeit reduzieren, bis sich ein angenehmes und sicheres Fahrgefühl einstellt. Jeder Autofahrer sollte stets in der Lage sein, sein Fahrzeug zu beherrschen und auf Ausnahmesituationen entsprechend reagieren zu können.

Achtung: Aquaplaning kommt unerwartet

Eine häufig unterschätzte Gefahr bringt das Aquaplaning während starker Regenfälle mit sich. Der erhöhte Wasserstand auf der Straße mindert die Aufstandsfläche der Reifen und schiebt sich förmlich vor das Fahrzeug. Das Wasser kann durch die Rillen nicht schnell genug abfließen und der Reifen verliert im schlimmsten Fall den Kontakt zur Fahrbahn. Sowohl Lenkbewegungen als auch Bremskräfte können dann nicht mehr richtig übertragen werden – das Fahrzeug ist also nicht mehr steuerbar. Während manche Elektroniksysteme bei Glatteis oder anderen Straßenverhältnissen noch greifen, sind sie bei Aquaplaning nahezu machtlos. Es muss zumindest noch eine geringe Griffigkeit der Reifen vorliegen, damit eine stabilisierende Wirkung erzielt werden kann. Folgende Tipps erachtet der ADAC bei oder nach starkem Regen deshalb als sinnvoll:

  1. Geschwindigkeit reduzieren und Scheibenwischerbetrieb an den Regen anpassen. Bei höchster Stufe des Wischers sollten die 80 km/h nicht überschritten werden.
  2. Auf Autobahnen und Bundesstraßen stets auf Spurrillen achten, da sich hier das Wasser zu schnell sammelt.
  3. Das Aufschwimmen der Räder ist meist an einer gewissen Leichtgängigkeit des Lenkrads zu erkennen, da die Kräfte schlechter übertragen werden.
  4. Im Falle von Aquaplaning nicht lenken oder bremsen und den Motor auskuppeln. Fahrzeuge mit Heckantrieb erfordern besondere Überwachung.