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Trotz gleicher Wetterlage: Extreme Temperaturunterschiede über Deutschland

Schon seit vielen Tagen wird Deutschland und Mitteleuropa von der gleichen Wetterlage bestimmt: Das kräftige Hoch WIOLA mit seinem Kern über dem Nordseeraum sorgt verbreitet für meist sonniges, trockenes und warmes Wetter mit einem spürbaren Nordostwind. Doch nicht überall ist es sommerlich warm. Während im Süden an einigen Tagen bereits an der 30 Grad Marke gekratzt wurde, herrschte im Nordwesten zeitweise ein herbstlich-kühler Eindruck mit fast 20 Grad kälteren Temperaturen. Doch wie kommt dieser starke Kontrast – trotz gleicher Wetterlage – zustande?

Bei der aktuellen Großwetterlage bringt das Hoch WIOLA kühlere Luftmassen direkt aus nördlichen Richtungen zu uns. Bei dem stetigen Nordwind strömt die Luft über die kalte Nord- und Ostsee mit aktuellen Wassertemperaturen zwischen 11 bis 14 Grad. Bekanntermaßen wärmen sich Wasserflächen deutlich langsamer auf als Landflächen, sodass auch jetzt im Frühsommer die Meerestemperaturen in Norddeutschland noch sehr kühl sind. Bei dem stetig auflandigen Wind kann es somit in Küstennähe kaum wärmer werden als die Meerwassertemperatur. An manchen Tagen kam sogar dichter Hochnebel dazu, der vom Meer landeinwärts zog. Dieser verhinderte, dass im Norddeutschen Inland die Sonne die Temperaturen merklich ansteigen lassen konnte. So wurden am 1. Juni an der Nordsee und im Emsland teils nur 12 Grad erreicht, am Oberrhein hingegen knapp 30 Grad.

Im Inland kommt nun die Landmasse ins Spiel. Hier kann die kräftige Sonne die Luft schnell erwärmen, sodass die Temperaturen, je weiter wir landeinwärts kommen, stetig ansteigen. Besonders die Mittelgebirge wirken hier als Barriere: Die kalte Nordseeluft wird abgebremst, und in den mittleren und südlichen Landesteilen treibt die Sonne die Temperaturen deutlich nach oben. Nachts macht sich aber die kalte und trockene Luftmasse wieder bemerkbar: es kühlt verbreitet schnell ab. Am heutigen Samstagmorgen wurden im Osten örtlich sogar Rekordtiefsttemperaturen von knapp über 0 Grad gemessen.

In den nächsten Tagen geht es ähnlich weiter, es bleibt überall sonnig und im Norden und Osten wird es wieder wärmer. Nur im Nordwesten bleibt es weiterhin kühl bei unter 20 Grad, ansonsten bei 20 bis 25 Grad in Norden. Im Süden bleibt es sommerlich, am Oberrhein sogar bis knapp 30 Grad. Wie lange die Wetterlage noch anhält, schauen wir uns im morgigen Wochenausblick an.